Medical Gaslighting: Wenn Symptome nicht ernst genommen werden

19.01.2025

Die Geschichte von Silvia, die Endometriose hat, eine chronische Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter wächst.

"Es sind nur Regelschmerzen, das ist normal." Diesen Satz hat Silvia schon oft gehört. Seit sie 14 Jahre alt ist, leidet sie unter extremen Schmerzen und Blutungen während ihrer Periode. "Ich hatte so starke Schmerzen, dass ich manchmal bewusstlos wurde", erzählt Silvia. Doch ihre Beschwerden wurden immer wieder heruntergespielt. Erst mit 38 Jahren, durch den Hinweis einer Freundin, die einen Podcast zum Thema Endometriose gehört hatte, kam Silvia auf die Idee was ihre Periodenschmerzen verursachen könnte.


"Ich sprach meine Ärztin an, ob es Endometriose sein könnte. Sie schaute mich nur entsetzt an und sagte Ja. Es war ihr regelrecht peinlich, dass sie selbst nicht darauf gekommen ist. Ich wechselte daraufhin die Ärztin und suchte mir eine Spezialklinik. Das Schwierige an der Erkrankung ist, dass man sie nicht von außen sehen kann. In den meisten Fällen muss man eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) machen, die nicht ohne Risiko ist. Mein Fall war so schlimm, das heißt, es gab sehr große oder tief infiltrierende Herden, sodass ich mich einer offenen Operation unterziehen musste. Seither nehme ich Hormone und habe keine Regel mehr, das heißt, ich weiß nicht, ob ich schon in den Wechseljahren bin oder nicht. Ich habe aber Angst davor sie abzusetzten und das die Schmerzen zurück kommen. Aber irgendwann denächst sollte ich es probieren."


Silvias Geschichte ist leider kein Einzelfall. Medical Gaslighting, die systematische Abwertung und Ignoranz der Beschwerden von Frauen, ist ein weit verbreitetes Problem. Frauen wird oft gesagt, dass ihre Symptome "eingebildet" oder "psychisch bedingt" seien. Das kann dazu führen, dass sie keine angemessene medizinische Versorgung erhalten und ihre Gesundheit gefährdet ist.

Es gibt Studien, die zeigen, dass Frauen signifikant weniger Schmerzmittel verschrieben bekommen als Männer, selbst bei gleichen Symptomen.1

Auch bei anderen Erkrankungen werden Frauen oft weniger ernst genommen und erhalten eine unzureichende Behandlung. Dies kann zu einer Verschlechterung der Symptome, chronischen Schmerzen und einer verminderten Lebensqualität führen.

Die unsichtbaren Schmerzen der Endometriose

Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter ansiedelt. Dies kann zu starken Schmerzen, vor allem während der Menstruation, aber auch zu Unfruchtbarkeit führen. Doch die Diagnose ist oft schwierig und dauert im Durchschnitt 7 bis 10 Jahre. (1) Viele Frauen müssen einen langen Leidensweg hinter sich bringen, bis ihre Schmerzen endlich ernst genommen werden.

"In der Schule konnte ich oftmals nicht am Sportunterricht teilnehmen. Meine Lehrerin hat mich dafür bestraft mit schlechten Noten. Aber ich konnte einfach nicht. Während meiner Menstruation wollte ich nur im Bett liegen und mich krümmen." , erzählt Silvia.

Wechseljahre: Mehr als nur Hitzewallungen

Auch die Wechseljahre werden oft auf die "typischen" Symptome wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen reduziert. Dabei können die hormonellen Veränderungen eine Vielzahl von Beschwerden auslösen, von Schlafstörungen über Gelenkschmerzen bis hin zu Depressionen. Viele Nutzerinnen von hermaid haben berichtet, dass sie von ihrem Arzt nach Hause geschickt wurden mit der Aussage: "Sie haben eine regelmäßige Periode und keine Hitzewallungen, die Wechseljahre sind das dann nicht". Sie fühlen sich in dieser Lebensphase nicht verstanden und allein gelassen mit ihren Problemen.


Die Folgen von Medical Gaslighting

  • Verspätete Diagnose: Krankheiten werden oft erst spät erkannt, was die Behandlung erschwert und die Genesung verzögert.
  • Chronische Schmerzen: Unbehandelte Schmerzen können chronisch werden und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
  • Psychische Belastung: Die ständige Abwertung der eigenen Erfahrungen kann zu Angstzuständen, Depressionen und einem verminderten Selbstwertgefühl führen.
  • Verlust des Vertrauens ins Gesundheitssystem: Frauen fühlen sich oft nicht ernst genommen und verlieren das Vertrauen in die medizinische Versorgung.

"Medical Gaslighting ist eine gefährliche Form der Diskriminierung, die wir nicht länger hinnehmen dürfen. Es ist an der Zeit, dass die Gesundheit von Frauen ernst genommen wird und sie die medizinische Versorgung erhalten, die sie verdienen." sagt, Susanne Feldt, Gründerin von hermaid

Was kannst du tun?

  • Vertraue auf dein Gefühl: Du kennst deinen Körper am besten. Gib nicht auf, bis du die Hilfe bekommst, die du brauchst.
  • Informiere dich: Eigne dir Wissen über deinen Körper und deine Gesundheit an. Nutze dafür vertrauenswürdige Quellen wie Bücher, Websiten, Broschüren oder unser Online-Plattform. Erstelle dir einen Login.
  • Suche dir Unterstützung: Sprich mit anderen Frauen über deine Erfahrungen. In Selbsthilfegruppen oder Online-Foren kannst du dich mit anderen Betroffenen austauschen und gegenseitig stärken. (Wir bauen diesen Teil langfristig in unser App auf)
  • Wechsel den Arzt oder die Ärztin: Wenn du dich nicht ernst genommen fühlst, suche dir einen anderen Arzt. Es ist wichtig, dass du eine:n Ärzt:in findest, der:die dir zuhört und deine Beschwerden ernst nimmt. Auch eine Zweitmeinung kann oftmals helfen um dir Opitionen aufzuzeigen

💡
Unser digitaler Kurs "Menopause Basic" vermittelt dir Werkzeuge und Techniken um mit deinen Beschwerden umzugehen, oder buche ein persönliches Beratungsgespräch mit unseren Online-Ärztinnen:
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hermaid wird als Mitarbeiterinnen-Benefitsprogramm angeboten, um Frauen in den Wechseljahren zu unterstützen

🧑‍🎨Illustration von Dr.Momina Zulfiqar

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