Schilddrüsenunter oder überfunktion versus Wechseljahre?
Wenn die Symptome ähnlich sind – aber die Ursachen verschieden
Über die feine Linie zwischen Wechseljahre und Schilddrüse
Du bist müde, obwohl du geschlafen hast. Du vergisst Wörter, verlierst den Faden. Die Waage schlägt zu – ganz ohne Torte. Dein Herz rast manchmal grundlos, du schläfst schlechter, fühlst dich reizbar, neben dir.
Und dann sitzt du da, mit einem leisen Zweifel: Ist das jetzt der Beginn der Wechseljahre? Oder doch etwas anderes?
Tatsächlich sind die Symptome, die viele Frauen in der Lebensmitte erleben, oft kaum voneinander zu unterscheiden – ob sie hormonell durch das Klimakterium oder durch eine Erkrankung der Schilddrüse verursacht werden. Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Schlafstörungen, Herzklopfen oder Konzentrationsprobleme – all das kann beides bedeuten.
Warum eine genaue Abklärung so wichtig ist
Viele Frauen durchlaufen Jahre mit diffusen Beschwerden, ohne eine klare Diagnose. Das liegt nicht an mangelndem Willen – sondern daran, dass hormonelle Veränderungen selten eindimensional verlaufen. Und weil Körper und Seele so fein miteinander verknüpft sind, zeigen sie oft dasselbe Symptom – aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Deshalb braucht es eine Differenzialdiagnostik, die nicht nur schaut, was du fühlst, sondern auch, woher es kommt.
Was wirklich untersucht werden sollte
1. Schilddrüsenwerte im Blut
Im Labor wird geprüft, ob deine Schilddrüse noch im Gleichgewicht arbeitet:
- TSH – zeigt, wie stark dein Gehirn die Schilddrüse zur Arbeit anregt.
 - fT3 und fT4 – die aktiven Schilddrüsenhormone im Blut.
 
Ein zu hoher TSH-Wert deutet oft auf eine Unterfunktion hin – ein zu niedriger eher auf eine Überfunktion.
2. Antikörper: Hinweise auf Autoimmunerkrankungen
Besonders wichtig in den Wechseljahren: die Bestimmung der TPO- und TG-Antikörper.
Sie zeigen an, ob dein Körper eigene Schilddrüsenzellen angreift – wie bei Hashimoto-Thyreoiditis. Diese stille Autoimmunerkrankung tritt gerade in der Perimenopause häufiger auf und bleibt oft lange unentdeckt.
3. Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse
Ein kurzer Blick mit dem Schallkopf kann viel sagen: über Größe, Knoten, Gewebeveränderungen oder typische Strukturen bei Hashimoto oder Morbus Basedow.
Manchmal ist ein unauffälliger Laborwert trügerisch – und erst der Ultraschall zeigt, was im Hintergrund arbeitet.
4. Weitere Blutwerte: das hormonelle Puzzle vervollständigen
Weil dein Hormonhaushalt nicht nur aus Schilddrüse besteht, lohnt es sich, weitere Werte zu prüfen:
- FSH, Estradiol – um zu sehen, ob du dich bereits in der Perimenopause befindest.
 - Vitamin D, Eisen, Cholesterin, Blutzucker – sie alle beeinflussen Energie, Stimmung und Kreislauf.
 
5. Urinuntersuchung
Manchmal gibt der Urin Aufschluss über Nierenfunktion, Stoffwechsel oder Entzündungen – Bausteine, die im Gesamtbild helfen.
Der Hormonverlauf ist keine Gerade
Gerade in der Perimenopause tanzen die Werte – mal steigen sie, mal fallen sie abrupt. Deshalb ist oft eine Verlaufsbeobachtung nötig: wiederholte Messungen über mehrere Monate. Nicht, um dich zu verunsichern – sondern um Muster zu erkennen, statt Momentaufnahmen zu bewerten.
Was noch zählt: dein Gefühl
Gute Diagnostik bedeutet nicht nur Zahlen auf einem Blatt Papier. Sie bezieht deine Geschichte mit ein:
- Wie ist deine Familiengeschichte – hormonell, psychisch, kardiologisch?
 - Wie lebst du, wie isst du, wie regenerierst du?
 - Und vor allem: Wie fühlst du dich selbst in deinem Körper?
 
Fazit
Die Symptome sind ähnlich – aber der Ursprung kann ganz verschieden sein.
Ob Wechseljahre, Hashimoto oder beides gleichzeitig: Nur eine ganzheitliche Betrachtung aus Laborwerten, Bildgebung und deinem Erleben ermöglicht eine präzise Diagnose – und eine gezielte, entlastende Behandlung.
Denn du hast ein Recht darauf, dich nicht nur „abzuklären“, sondern wirklich verstanden zu werden.
📚 Wissenschaftliche Quellen & Empfehlungen
- Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): Schilddrüsenerkrankungen im mittleren Lebensalter
 - Deutsche Menopause Gesellschaft: Leitlinie Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen
 - Mayo Clinic: Thyroid disease and menopause (mayoclinic.org)
 - American Thyroid Association: Hypothyroidism and Women (thyroid.org)
 








