Wenn Prädiabetes und Schilddrüse sich begegnen
Wenn Prädiabetes und Schilddrüse sich begegnen
Du erhältst deine Blutwerte:
- FT3 = 2,55 pg/ml
- FT4 = 13,7 pmol/l
- TSH = 1,31 mIU/l.
Alles befindet sich im Normbereich. Und doch trägst du gerade ein Thema mit dir: Prädiabetes – ein Begriff, der sich nicht laut ankündigt, aber tief wirkt.
Was heißt es, wenn dein Stoffwechsel „zwischen den Zeilen“ verändert ist? Funktioniert meine Schilddrüse noch mit? Wie sind meine Hormone in diesem neuen Zustand?
Alles im grünen Bereich – aber das „grüne Band“ ist beweglich
Deine Werte zeigen: Der Moment weist keine Über‑ oder Unterfunktion deiner Schilddrüse auf. Das ist Erleichterung.
Und dennoch: Als Person mit Prädiabetes heißt das nicht „nichts tun“, sondern „wacher sein“. Denn während deine Schilddrüse scheinbar still mitspielt, beginnt dein Stoffwechsel‑Ökosystem sich zu verändern.
Was Schilddrüsenhormone mit dem Zuckerstoffwechsel machen
Die Hormone deiner Schilddrüse – T3 und T4 – bestimmen, wie schnell, wie wach deine Zellen arbeiten.
- Bei Überfunktion: Der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren, die Leber setzt mehr Glukose frei – der Blutzucker kann ansteigen. Thieme+1
- Bei Unterfunktion (Hypothyreose): Dein Stoffwechsel verlangsamt sich, die Insulin‑Empfindlichkeit kann abnehmen, die Glukoseaufnahme vermindert sein – was zu Schwankungen im Blutzucker führen kann. e-dmj.org+1
Über- oder Unterfunktion – beide Zustände können den Blutzuckerstoffwechsel maßgeblich beeinflussen. BioMed Central+1
Zudem tritt bei Typ‑1‑Diabetes und Autoimmun‑Schilddrüsenerkrankungen eine Häufung auf – was den komplexen Zusammenhang hormoneller und metabolischer Störungen unterstreicht. OUP Academic+1
Für Prädiabetikerinnen heißt das: Besonders aufmerksam sein auf subtile Stoffwechselveränderungen. Regelmäßig sowohl Schilddrüsenwerte als auch Blutzuckerparameter (z. B. HbA1c, Nüchternblutzucker) kontrollieren lassen – um frühzeitig gegenzusteuern. endocrinology.org
Warum das für dich jetzt Bedeutung hat
Als Frau mit Prädiabetes bist du empfänglicher für feine hormonelle Einflüsse. Deine Schilddrüsenwerte mögen im Normbereich sein – aber „im Normbereich“ heißt nicht „unbeeinflusst“.
Wenn T3 und T4 gut eingestellt sind, hast du einen Aktionsvorteil: Dein System bekommt nicht zusätzlich eine Dysbalance‑Last.
Doch dieser Status ist nicht garantiert. Er fordert deine Aufmerksamkeit.
Deine nächsten Schritte – nicht als Pflicht, sondern als Wahl
- Lasse deine Schilddrüsenwerte jährlich oder bei neuen Symptomen prüfen.
- Überwache deinen Blutzucker (z. B. HbA1c, Nüchtern‑Glukose) halbjährlich oder nach Absprache.
- Achte auf Symptome wie Schlafprobleme, Gewichtsschwankungen, Stimmungstiefs – sie können hormonelle Signale sein.
- Unterstütze dich durch:
– Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten, wenig Zucker
– Bewegung (Regel‑Ausdauer + Krafttraining)
– Gute Schlafqualität und Stressmanagement - Und wenn du später eine Hormontherapie, Schilddrüsen‑Optimierung oder Mikronährstoff‑Strategie erwägst: Sprich mit deiner Ärztin – nicht nur über Zahlen, sondern über dein Leben.
Gesprächsleitfaden für Ärzte: Was ich gerne besprechen möchte
- Wertedynamik statt Einzelwert:
- „Wie stabil sehen Sie meine Werte im Verlauf?“
- „Könnte sich bei mir trotz Normbereich eine Tendenz abzeichnen?“
- „Macht eine Verlaufskontrolle in 6 oder 12 Monaten für mich Sinn?“
- Metabolische Wechselwirkungen:
- „Könnte meine Schilddrüse meinen Glukosestoffwechsel beeinflussen – obwohl die Werte im grünen Bereich sind?“
- „Welche Frühzeichen wären bei mir wichtig zu beachten – körperlich oder psychisch?“
- Prävention:
- „Welche Rolle spielen Mikronährstoffe wie Selen, Jod, Magnesium oder Omega-3 in meinem Fall?“
- „Wie sinnvoll ist ein Screening auf Insulinresistenz oder weitere Autoimmunmarker wie TPO-Antikörper?“
- „Wie stehen Sie zu einem integrativen Ansatz – also Lebensstil plus ggf. mikronährstoffbasierter Unterstützung?“
„Ich möchte nicht nur reaktiv handeln, sondern mein System besser verstehen – auch um Entscheidungen zur Ernährung, Bewegung, ggf. Supplementen oder Hormontherapie informierter treffen zu können. Ich will mich nicht krank fühlen – ich will mich kompetent fühlen.“
👉 Wann hast du zuletzt wahrgenommen, wie dein Kopf oder Körper auf Veränderung reagiert hat – nicht mit Alarm, sondern mit Neugier?
👉 Was wäre heute eine kleine Handlung, mit der du deinem Stoffwechsel ein beruhigendes Signal gibst?
👉 Mit wem könntest du darüber sprechen – nicht als Diagnose, sondern als Frage: Was fühle ich? Was brauche ich?
Du bist eine Person – mit Geschichten, mit Hormonen, mit Lebensrhythmen.
Und du verdienst Klarheit, Wahlfreiheit und ein Mit‑Sprechen in deinem Körper.
Quellen
1) https://www.aponet.de/artikel/2012-4-kranke-schilddruese-schlechte-werte-21547
2) https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/gut-leben-mit-diabetes-experteninterview-mit-prof-zieren/
3) https://www.forum-schilddruese.de/service/schilddruese-news/schilddruese-news-2024/01-schilddruese-und-diabetes
4) https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Schilddruese-und-Diabetes-Viel-Interaktionspotenzial-417765.html
5)https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Schilddruese-und-Diabetes-Viel-Interaktionspotenzial-417765.html
6) https://www.accu-chek.de/ratgeber-diabetes/schilddruese









